Szene aus HAMLET reloaded

„Wie viele Leichen haben Sie denn im Keller?“ fragt einer der anwesenden Gäste den elegant gekleideten Butler, der zu Beginn des Stückes Getränke auf einer königlichen Gartenparty serviert. Hierhin hatte der Regisseur des Stückes, Dirk Harms, Pfarrer und Theaterpädagoge die Geschehnisse des dänischen Königshofes in seiner Überarbeitung des Theaterklassikers „Hamlet“ von William Shakespeare verlegt, die am 12.06.2012 vor ausverkauftem Haus uraufgeführt wurde.

Die Antwort blieb aus, doch die Frage ließ schon erahnen, was die Zuschauer in den nächsten sechzig Minuten erwartete. Die Schauspieler, die allesamt Gefangene der JVA Schwerte sind, präsentierten gekonnt das Drama um Brudermord und Ehebruch bis hin zur Auslöschung des gesamten Königshauses aus Rachewahn und verwandeln so die friedliche Gartenparty in ein Schlachtfeld übersät mit zahlreichen Toten. Und das ohne bekannte Zitate des Klassikers zu verwenden oder Requisiten zu benutzen, die auf das dänische Königshaus hindeuteten.

Am Ende schloss sich dennoch der Kreis zum Strafvollzug, denn wenn der König in einen Zwiespalt zwischen Schuld und Reue gerät: „Meine Schuld muss ich im Himmel eingestehen…“ und sich immer wieder fragt: “...Was ist, wenn ich nicht bereuen kann?“ So ist das eine Frage, die sich die Schauspieler in ihrem realen Leben auch immer wieder stellen. Letztendlich stirbt auch Hamlet, umso versöhnlicher ist sein Vermächtnis, in dem er von den Lebenden fordert, dass sie als Mahnung den unzufriedenen Menschen von seinem Schicksal berichten mögen.

Nach der Aufführung gab es viel Applaus und Bravo-Rufe für die Schauspieler von den ca. siebzig Zuschauern, die nach der Aufführung noch die Gelegenheit nutzten mit den Schauspielern in Kontakt zu treten um mit ihnen und dem Regisseur über das Stück zu diskutieren.

Diese Gelegenheit ließ sich auch nicht Hans-Joachim Klein, Öffentlichkeitsreferent im Justizministerium und u. a. verantwortlich für das Justizportal "KNASTKULTUR externer Link, öffnet neues Browserfenster - ein kreativer Weg" entgehen, als er die Vorstellung am 03.07.2012 besuchte. Begeistert von der professionellen Aufführung ließ er sich die Arbeit, die hinter so einer Aufführung liegt, ausführlich von den Schauspielern und vom Regisseur erklären und war sehr beeindruckt, wieviel Improvisationstalent der "Macher" notwendig ist, um so ein Projekt zu realisieren. Eine rundum gelungene Veranstaltung war dann am Ende auch sein Fazit.

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