Zusammen mit zwei Musikpädagogen einer Bühnenbildnerin aus dem Aalto Theater studierten Gefangene die musikalische Begleitung für die Premiere des Stückes“ Kurzer Prozess mit Hänsel und Gretel“ ein und erstellten Teile der Bühnendekoration. In dem musikalischen Workshop lernten die Gefangen am ersten Tag auf Perkussionsinstrumenten zunächst Schlagtechniken, Rhythmus und Tempo zu halten. Am zweiten Tag ging es erstmals an die zu begleitenden Stücke und endete am dritten Tag mit einer perfekten Generalprobe. Im Workshop Bühnendekoration wurden „Spekulatius“ aus Pappmasche hergestellt, die während der Aufführung, an einem Zaun befestigt den „Orchestergraben“ ersetzten und so Teil der Bühnendekoration wurden.
Die Premiere war ein voller Erfolg. Mehr als 30 Zuschauer folgten dem Stück in der Anstaltskirche der JVA Schwerte. Vier Schauspieler beleuchteten in diesem turbulenten Krimi aus unterschiedlichen und teils ungewohnten Perspektiven die Geschichte der beiden Märchenhelden, die als Kinder in Armut aufwuchsen, sich eines Tages im Wald verliefen und dort auf eine mysteriöse Gestalt trafen, die sie schlussendlich aus eigener Kraft besiegten. Mord oder Notwehr – dies galt es herauszufinden. Begleitetet wurde das Stück von Musikern aus der Philharmonie Essen die zusammen mit den Gefangenen aus dem Workshop musikalische Ausschnitte aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck spielten.
Nach einer Stunde stand das Urteil fest, doch wie es ausgeht wird natürlich nicht verraten, nur so viel: Zwischenzeitlich sah es gar nicht so gut aus für Hänsel und Gretel, denn schließlich hatten sie – wie auch immer – sagen wir mal: die Hexe aus dem Weg geschafft. Das Publikum war sehr begeistert und einen extra Applaus gab es für die beteiligten Gefangenen.
Hier schließt sich der Kreis. In der Projektwoche konnten die Gefangenen selbst ihre Kreativität ausprobieren. Für einige der Teilnehmer war es der erste Zugang zu künstlerischen Aktivitäten, wie malen und zeichnen überhaupt, oder sie erfuhren etwas über ihre eigenen musikalischen Fähigkeiten und lernten dabei neue Facetten für sinnvolle Freizeitgestaltung kennen. In der Premiere erfuhren sie dabei den Umgang und die Wirkung von Kultur und, da sie den Mut aufbringen konnten ihr einstudiertes zu präsentieren, vielleicht zum ersten Mal, Anerkennung ihres Tuns durch die Gesellschaft durch den Applaus des Publikums.