„Wir wollen als Mensch sichtbar sein!“ rufen die Gefangenen dem Publikum am Ende ihrer Theateraufführung im Rahmen der Knastkulturwoche zu und bringen damit auf den Punkt, was sie in verschiedenen Szenen ihres selbstentwickelten Theaterstücks dargestellt hatten.

„Du gehörst auf die Bühne“, hieß es auf Plakaten, mit denen Teilnehmer für dieses Theaterprojekt gesucht wurden. Zahlreiche Bewerbungen gingen ein, am Ende fanden sich 10 Gefangene auf der Bühne. Insgesamt 11 Stunden Zeit hatten die Teilnehmer um sich, unter der Anleitung der Theaterpädagogin Kirsten Mohri, in insgesamt drei Workshops und einer Generalprobe schauspielerisches Grundwissen anzueignen, einzelne Szenen zu entwickeln und diese in eine Rahmenhandlung einzufügen.

Am 31.10.2024 um 18.00 Uhr war es soweit. Nach einer kurzen Begrüßung der ca. 35 Gäste durch den stellvertretenden Anstaltsleiter Hr. Sendfeld und weiteren einführenden Worten durch den stellvertretenden Projektleiter Knastkultur Thomas Cieszynski startete das Stück mit allen Schauspielern auf der Bühne, die zum Schrecken des Publikums scheinbar nichts vorbereitet hatten, was sie dem Publikum hätten präsentieren können. Bis einer der Schauspieler vorschlug, doch einmal etwas zum Thema „Vorurteile“ auszuprobieren. Im Nu entwickelte sich eine Szene rund um die Arbeitsplatzsuche drinnen und draußen und die damit verbundenen Probleme. Danach wurde ein lustiges Quiz „ausprobiert“, in dem Knastbegriffe wie „Popshop“ erklärt wurden. Abschließend gab es eine Szene, die im Krankenrevier spielte, an die sich das große Finale anschloss, das mit anhaltendem Applaus des Publikums belohnt wurde.

Der Minister der Justiz, Dr. Benjamin Limbach, wurde durch einen Stau aufgehalten und traf verspätet am Veranstaltungsort ein. In seiner Rede im Anschluss an das Theaterstück betonte er die Wichtigkeit von solchen Projekten: „Theater verändert den, der es spielt, und verändert auch die Zuschauer“.

Nach dem Stück hatten die beeindruckten Gäste die Möglichkeit den Schauspielern Fragen zu stellen und erfuhren so viel über die Motivation der Gefangenen, die Wirkung dieses Workshops, aber auch über Ängste und Probleme, die es zu bewältigen gab. Der Minister brachte es auf den Punkt: „Hier sind Menschen, die etwas zu erzählen haben und nicht nur verurteilte Straftäter.“

Mehr Zeit in diesem Projekt und eine Wiederholung eines solchen Projektes in der Zukunft wünschten sich die Teilnehmer dieses Theaterworkshops unisono.